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Endlich Zeit für IPv6

von Roman Rus
IPv6 Internet-Protokoll vor Serverraum-Hintergrund
IPv6 – jetzt auch in der Open Telekom Cloud
 

In diesem Artikel lesen Sie,

  • warum IPv4 ein Auslaufmodell ist,
  • wann die Open Telekom Cloud IPv6 einführt und
  • welche Vorteile damit verbunden sind.


Jubiläum 2023: 1998 standardisierte die Internet Engineering Task Force (IETF) das „neue“ Internet Protocol IPv6. Doch der große Durchbruch für IPv6 steht noch immer aus. Der größte Teil der Internet-Welt spricht noch immer IPv4. Verschiedene nationale Initiativen sollen das jetzt ändern. Auch die Open Telekom Cloud unterstützt den Standard.

IPv6 überall? Von wegen …

Europa zeigt ein sehr divergentes IPv6-Bild – das belegt eine Grafik aus dem dritten Quartal 2023 ziemlich klar. Während Länder wie Zypern und Kroatien weder Services noch User IPv6-„enabled“ haben, gehört Deutschland (!) mit 60 Prozent IPv6-Nutzern gemeinsam mit Belgien und Frankreich zur Spitze. Europaweit hat IPv6 also noch deutlichen Nachholbedarf.

Schaubild zur IPv6-Nutzung in Europa


IPv4 – funktioniert, aber wie lange noch?

IPv4 ist ein Auslaufmodell – wenngleich eines, das immer noch quicklebendig ist und trickreich am Leben erhalten wird. Fakt ist aber: IPv4 mit seinem Adressraum von 232 Adressen (à la 123.456.789.000) war eine gute Sache für die ersten Jahrzehnte des Internets, doch schon seit Jahren ist absehbar, dass es die zukünftigen Anforderungen des World Wide Web nicht mittragen kann. IPv4 bietet theoretisch „Platz“ für etwa vier Milliarden IP-Adressen. Das klingt erstmal nach viel.

Aber da schon heute über acht Milliarden Menschen auf der Erde leben, müssen sich theoretisch schon zwei Erdenbürger eine IP-Adresse teilen. Bedenkt man nun, dass nicht alle Adressen freigegeben sind und dass auf eine Person mehrere IP-fähige Geräte kommen, wird klar: Hier entsteht ein Engpass. Und dabei haben wir die über 12 Milliarden IoT-Endgeräte noch gar nicht in unsere Rechnung aufgenommen. Das Resümee: IPv4-Adressen sind ein rares Gut – und entsprechend teuer.

Dass IPv4 immer noch funktioniert, hat seine Gründe: Mit Technologien wie NAT (Network Address Translation) haben findige Geister die Möglichkeiten von IPv4 weiter ausgereizt, indem bspw. unter einer IP-Adresse mehrere Endpunkte gebündelt werden. Aber eine eindeutige Endgeräte-Zuordnung ist so eben nicht möglich und einfacher wird die Verwaltung mit einer zusätzlichen Organisationsschicht auch nicht.

Gute Gründe für IPv6

IPv6 hingegen erweitert den verfügbaren Adressraum deutlich. IP-Adressen bekommen bei IPv6 statt eines 12-stelligen Dezimal-Codes, einen 32-stelligen Hexadezimal-Code [1234:5678:90ab:cde1:2345:6789:0abc:de12]. Damit sind 2128 Adressen verfügbar. Oder um es in gängigen Dezimalzahlen zu sagen: Statt der 4 Milliarden IPv4-Adressen stehen etwa 340 Sextillionen (3,4x1038) Adressen zur Verfügung. Das sollte eine Weile reichen.

Nationale Initiativen für IPv6

Nicht nur Länder wie China und Indien, sondern auch die EU treiben in den nächsten Jahren die Adoption von IPv6 voran. Indien will 2025 „all in“ gehen, China peilt 2030 an. Relevanter für die Open Telekom Cloud sind aber die Entwicklungen in Europa. So verlangt die Niederlande von Organisationen der öffentlichen Hand, dass Webseiten und Mailsysteme IPv6 unterstützen. Absehbar sind weitere Initiativen für eine verbindliche Adaption von IPv6 auch in anderen europäischen Ländern. „Geht doch auch mit IPv4“, wird dann keine Option mehr sein.

IPv6 auf der Open Telekom Cloud

Die Open Telekom Cloud reagiert auf diese Entwicklungen und bietet ihren Nutzern nun auch IPv6 an. Das bringt vor allem zwei Vorteile mit sich. Zum einen werden nun auch „große“ IoT-Szenarien möglich, zum anderen werden die Preise für den Elastic IP Service (EIP) drastisch sinken.

Wenn IP-Adressen wie Sand am Meer verfügbar sind, ist eine Angebotsbeschränkung über den Preis nicht mehr notwendig. Das werden vor allem Nutzer spüren, die mehrere IP-Adressen nutzen, um ihre Services von der Open Telekom Cloud im Internet anzubieten. Bislang zahlen sie einen Basispreis von 3,21 € pro EIP.

Flächendeckende Einführung bis Januar 2024

IPv6 wurde im Laufe des Dezember 2023 als Public Beta für die Services VPC (Virtual Private Cloud), ELB (Elastic Load Balancer), AS (Auto Scaling) und den Elastic Cloud Server (ECS) eingeführt. Im Laufe des Jahres werden auch Platform-WAF (Web Application Firewall) und Direct Connect unterstützt. Der Rollout in den Niederlanden ist für das zweite Quartal geplant.

IPv4-Nutzer müssen übrigens nicht auf IPv6 umstellen! Die Open Telekom Cloud setzt einen Dual-Stack-Ansatz um, der den simultanen Einsatz von IPv4 und IPv6 erlaubt. IPv4-Installationen laufen also nach wie vor ohne Einschränkungen weiter.

Limit für IPv6?

IPv6-Euphoriker sind der Ansicht, dass mit dem neuen Standard alle Atome im Universum eine eigenen IP bekommen könnten – doch das geht tatsächlich ein bisschen zu weit. 3,4x1038 ist eine ganze Menge, aber für die geschätzt 1085 bis 1089 Atome im Weltall reicht das noch nicht. Wenn Sie aber die 7,5 Trillionen (7,5x1018) Sandkörner auf der Erde zu Smart Dust vernetzen wollen – nur zu. Die Open Telekom Cloud ist bereit …


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